Donnerstag, 7. Januar 2016

Besondere Mamas und Papas

Ich habe gerade bei Facebook einen Artikel entdeckt, der ein sehr wichtiges und leider oftmals vernachlässigtes Thema anspricht: "Eltern mit Behinderung". Bei "Im Rollstuhl nach Florenz" dreht sich alles um die dreizehnjährige Sophie, ein junges Mädchen, das im Rollstuhl sitzt. Auch bei meinem Malwettbewerb haben sich die meisten Teilnehmer/innen damit beschäftigt, wie Kinder mit dem Thema #Behinderung umgehen und wie es Kindern oder Jugendlichen ergeht, die selbst eine Beeinträchtigung haben. Natürlich haben auch einige Erwachsene mit "special needs" teilgenommen, aber sie alle sind, soweit ich weiß, keine Eltern. Bis auf eine Frau, die in einer Wohn- und Förderstätte in Rheinhessen lebt. Sie hat eine geistige und körperliche Behinderung. Als ich mit ihr ins Gespräch kam, hat sie mir ganz stolz von ihrer kleinen Tochter erzählt: was sie schon alles kann, was sie gerne macht, was sie weniger mag usw. Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, dass ich ein wenig überrascht war: Sie ist Mutter? Dieser Gedanke schoss mir durch den Kopf. Aber nicht, weil ich das in irgendeiner Form merkwürdig oder gar verurteilungswürdig fand. Ich war schlicht und ergreifend überrascht, weil ich daran vorher leider nie gedacht habe. Das tut mir sehr Leid.
Wheelymum schreibt auf ihrem Blog: "Leider ist es auch immer noch so, dass eine Elternschaft bei behinderten Eltern nicht per se für gut empfunden wird." Diese Tatsache ist nicht nur schade, sie ist traurig. Wheelymum hat selbst eine Behinderung und berichtet von ihrem Mutterglück, aber auch von den unangenehmen Reaktionen ihrer Mitmenschen auf ihre Schwangerschaft. Wie sie das bloß bewerkstelligen werde, fragte man sie. "Es gab fragende, erschreckte und verständnislose Gesichter", schreibt sie. Dabei war sie auf der Suche nach Antworten, nach einem Austausch mit Personen in einer ähnlichen Situation. "Auch heute bin ich als wheelymum die Ausnahme", fährt sie fort.
Dieses persönliche Schicksal zeigt uns: Wir sind noch weit entfernt von einer inklusiven Gesellschaft. Die größten Hindernisse stellen wohl nach wie vor die Blockaden in unseren Köpfen dar: in Wheelymums Fall  sind das gedankliche Konstrukte à la "das geht doch nicht", "das darf nicht sein" und "was soll das bloß?" Inklusion bedeutet nicht nur Barrierefreiheit im physisch-haptischen Sinn. Sie umfasst auch eine Ausradierung unserer starren Denkmuster, ein Umdenken in der Gesellschaft hin zu dem kollektiven Gedanken "Es ist schön, dass es dich gibt: du mit all deinen Facetten, Regenbogenfarben, deinem Charme, deinen Geistesblitzen, deinem Witz, deinen Marotten, deinen Hobbys, Wünschen, deinem Denken, deinen Interessen, deinen Ängsten und deinen Träumen, deinen Zielen, deinem Lächeln, deinem Weinen, deinem Du."

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